Der Vater vieler großer Erfolge im Judosport heißt Hubert Sturm. Er blickt auf ein bemerkenswertes und mittlerweile über 70-jähriges Judoleben zurück.
1953 kam Hubert Sturm zum Judosport. 1957 begann er sein Studium an der DHfK in Leipzig und wurde als Diplomtrainer für Judo ausgebildet. Bereits in der Studienzeit arbeitete er als Trainer und betreute Kinder.
1956 legte er seine Dan-Prüfung ab, damals die erste Prüfung nach der neuen Graduierungsverordnung. Gemeinsam mit Willy Lorbeer, Alfons Neumann und seinem Studienfreund Gert Schneider bestanden die vier Männer die Prüfung mit Auszeichnung.
Hubert Sturm schloss das Studium zum Diplomsportlehrer und Trainer an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig ab und arbeitete danach als Trainer und Cheftrainer für Judo beim ASK Vorwärts Berlin in Strausberg bzw. später in Frankfurt (Oder).
Er arbeitete auch ständig an seiner Judo-Fachkompetenz und legte alle bis zu dem Zeitpunkt möglichen Dan-Grade als Prüfung im Deutschen Judo-Verband (DJV) ab.
Bereits im DJV hatte er verschiedene Funktionen inne. 1958 – 1963 war er Vorsitzender der Nachwuchskommission, war von 1961 bis 1990 Mitglied des Trainerrates im DJV und war in all den Jahren Prüfungsberechtigter für Kyu- und Dan-Prüfungen.
Als Trainer erreichte er große Erfolge.
Gemeinsam mit dem erfahrenen Cheftrainer Willi Lorbeer formt er junge Athleten auf ihrem Weg zum Erfolg. So wird 1961 die Judo-Schwergewichtslegende Herbert „Jimmy“ Niemann vom ASK erster Judo-Europameister für die DDR. Diesen Titel holte er viermal. Als bei den Olympischen Sommerspielen 1964 in Tokio Judo erstmals olympisch wird, ist auch Herbert Niemann in der gesamtdeutschen Judomannschaft dabei. Ebenso wurde Torsten Reißmann vier Mal Europameister. Diese Erfolge sind in der deutschen Judo-Geschichte bis heute ein Novum und wurden bisher noch von keinem Judoka wieder erreicht.
Rudolf Hendel erkämpfte zwei EM-Titel, Karl-Heinz Lehmann wurde Olympia-Dritter und Europameister. Dazu gab es viele weitere EM- und WM-Medaillen.
1974 wurde Hubert Sturm Verdienter Meister des Sports.
Hubert Sturm war 1990 Gründungsmitglied des Brandenburgischen Judo-Verbandes. Über ein Jahrzehnt war er Geschäftsführer und Vizepräsident und hielt damit die Fäden in der Hand. Er engagierte sich weiter stark für den Judosport unter den nun neuen gesamtdeutschen Bedingungen. Zu den ersten Erfolgen insbesondere im internationalen Bereich zählten die Militärweltmeister Rene Sporleder, Uwe Frenz und Jörg Brümmer und der Europameister, Vizeweltmeister und Olympia-Dritte Marko Spittka. Ebenso der Europa- und Vize-Europameister Daniel Gürschner und viele andere EM-Medaillengewinner.
Viele Erfolge errangen Sportler unseres Landesverbandes, für die Hubert Sturm viele Wege im Umfeld ebnen konnte.
Beispiele dafür sind der Junioren-Weltmeistertitel 2000 für Thomas Pille, Junioren-Europameistertitel für Katrin Dittrich 2002, Melanie Lierka 2005 und Susi Zimmermann als Jugend-Europameisterin 2004. Ebenso Mareen Kräh als Junioren-Vize-Europameisterin und Romy Tarangul mit Bronze bei den Europäischen-Olympischen Jugendspielen 2003 sowie weiteren Teilnehmern an Europa- und Weltmeisterschaften im Nachwuchsbereich, die sich gut platziert haben, sind ein Beweis für die richtige und langfristige leistungssportliche Ausrichtung von Hubert Sturm.
Auch im Erwachsenenbereich stellten sich die Erfolge ein. Sandra Köppen als Europameisterin 2001/2002 und Dritte der WM 2001, Yvonne Bönisch als Vize-Europameisterin 2002 sind Belege für die richtige Strategie von Hubert Sturm als damaliger Vizepräsident Leistungssport.
Die Ausstrahlung von Hubert Sturm insbesondere auf die Entwicklung des Leistungssports im Land Brandenburg erhielt mit der Wahl zum Präsidenten des BJV im Jahr 2002 noch eine weitere Aufwertung.
In dieser Funktion führte er seine Arbeit auf dem eingeschlagenen Weg erfolgreich weiter. Die weitere Entwicklung führte Yvonne Bönisch zur Olympiasiegerin 2004 und zweifachen Vize-Weltmeisterin 2003 und 2005. Sandra Köppen wurde WM-Dritte 2007, Romy Tarangul erkämpfte WM-Bronze 2009 und war zweimal Neunte der Olympischen Spiele 2008 und 2012, Mareen Kräh wurde WM-Dritte und mehrfache EM-Dritte. All das zeigte, dass seine Strategien Früchte tragen.
Außergewöhnliche Leistungen gab es auch im Paralympischen Sport. Den größten Erfolg erreichte Susann Schützel als Paralympics-Siegerin 2004 in Athen.
Als Präsident des BJV vertiefte Hubert Sturm noch einmal die Zusammenarbeit mit dem DJB. Regelmäßig unterstützte er zu den Mitgliederversammlungen des DJB mit seinem Sachverstand, seiner außergewöhnlich ruhigen und ausstrahlenden Art die Arbeit des Deutschen Judo-Bundes.
Nunmehr bringt er seine Erfahrungen auch als Ehrenmitglied des DJB mit Rat und Tat ein und ist für die Judoka in besonderem Maße ein Vorbild. Er ist eine Judopersönlichkeit, die entsprechend der Normen und Werte Kanos lebt und handelt. Die Umsetzung der Judo-Werte wird durch ihn beispielhaft gelebt.
Im Jahr 2008 zog sich Hubert Sturm aus der ersten Reihe zurück und überließ Jüngeren die Führung des Landesverbandes. Als Ehrenpräsident ist er aber noch immer an vielen Fronten tätig. Ihm liegt die Zusammenarbeit mit den Vereinen, das Prüfungswesen sowie die Achtung und Ehrung der ehrenamtlichen Tätigkeit der BJV-Mitglieder besonders am Herzen.
Mit seinen Erfahrungen und seiner Führungspersönlichkeit gelingt es ihm immer wieder, ausgleichend und ehrend aufzutreten. Als Vorbild für viele Judoka unseres Landes ist er immer wieder gern in den Vereinen und bei Landesveranstaltungen gesehen. Auch steht er immer mit gutem Rat zur Seite, wenn er gefragt wird.
Für seine sportlichen Erfolge wird Hubert Sturm mit dem „Vaterländischen Verdienstorden der DDR“ sowie mit der Goldenen Ehrennadel des DJV ausgezeichnet.
Seit 2014 gehört er zu den neun auserwählten deutschen Judoka, denen bisher der 9. Dan verliehen wurde.
Für sein verdienstvolles, bleibendes Wirken für den gesamtdeutschen Judosport wird Hubert Sturm im Dezember 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Aber auch selbst betätigt er sich immer wieder sportlich. Noch mit fast 70 Jahren führte er z. B. bei der Eröffnung der Judohalle in Strausberg öffentlich eine Kata vor. Bei allem Engagement für Judo blieb auch immer noch die Zeit, um weiteren Hobbys nachzugehen. Insbesondere das Bergsteigen hatte es Hubert Sturm angetan. Zu seinem achtzigsten Geburtstag ließ er es sich nicht nehmen, gemeinsam mit seinem Sohn Hagen noch einmal die anspruchsvollen Sächsischen Sandsteinfelsen zu besteigen.
Er ist auch als guter Fußballspieler bekannt. In seinen weiteren Hobbys Skat und Schach nutzt er auch die Gelegenheiten, sich in Strategie, Taktik und logischem Denken zu üben.
Mit seiner Frau Ruth ist Hubert Sturm seit 66 Jahren verheiratet. Sie haben drei Kinder, fünf Enkelkinder und fünf Urenkelkinder.
Auch mit Neunzig versetzt er sich nicht in den „Ruhestand“. Er hält sich weiterhin körperlich und geistig fit und ist gesellschaftlich aktiv.
Auf seinem weiteren Lebensweg begleiten ihn die besten Wünsche seiner langjährigen Weggefährten. Die Judoka des Landesverbandes gratulieren ihm auf das Herzlichste.