Anna-Maria Wagner wird Olympia-Fünfte

Anna-Maria Wagner beendet den olympischen Wettkampf mit Platz 5, Foto: Emanuele Di Feliciantonio

Als Weltmeisterin war sie mit großen Ambitionen nach Paris gefahren. Mission Gold war ihr Ziel. Sie steht nach zwei Siegen im Halbfinale, Gold scheint zum Greifen nah. Dann aber wurde es nur der undankbare fünfte Platz. Ihr Wettkampftag heute:

Zunächst startet sie nach einem Freilos im Achtelfinale erfolgreich gegen die Leipzigerin Marie Branser, die für Guinea kämpft.  Sie ging gleich von Anfang an offensiv in den Kampf und erzielte in der zweiten Kampfminute die Waza-ari-Führung. Dazu erhält Marie Branser  nach rund drei Minuten ihre dritte Bestrafung. Damit steht Anna-Maria Wagner im Viertelfinale und trifft hier auf Asienmeisterin Rika Takayama aus Japan.

In bisher drei Begegnungen zwischen den Beiden konnte die DJB-Athletin bisher noch nicht als Siegerin von der Matte gehen. Zuletzt musste sie sich beim Grand Slam im März in Taschkent geschlagen geben. Doch die Ravensburgerin zeigte sich hervorragend gegen Rika Takayama eingestellt. Es war ein Duell auf Augenhöhe. Beide erhielten eine Bestrafung wegen Griffvermeidung. Die stärkste Aktion kam nach zwei Minuten mit einem O-uchi-gari durch Anna-Maria Wagner. Für die Japanerin folgte eine zweite Bestrafung und eine halbe Minute vor Kampfende Shido Nummer drei. Anna-Maria Wagner ging als verdiente Siegerin von der Matte und kämpft im Halbfinale gegen Inbar Lanir aus Israel, Weltmeisterin von 2023. Die bisherige Bilanz zwischen Wagner und Lanir steht bei drei Begegnungen 2:1 für die Deutsche.

Anna-Maria Wagner fand gegen den aggressiven Kampfstil der Israelin Inbar Lanir kein Mittel. Sie konnte die Angriffe zwar zunächst abwehren, erhielt dann aber eine Bestrafung für Inaktivität. Im weiteren Kampfverlauf erhielten beide Athletinnen einen Shido für Griffverhinderung. Nach reichlich eineinhalb Minuten riskierte unsere Athletin einen Hara-goshi-Ansatz, der jedoch durch ihre Gegnerin mit Ura-nage ausgekontert wurde. Ippon für Lanir! Anna-Maria Wagner hat noch die Chance auf Bronze und kämpft hier gegen Zhenzhao Ma aus China, Vizeweltmeisterin 2022. Gegen die Chinesin hat sie in diesem Jahr in Taschkent bereits einmal gewonnen.

Im Kampf um die Bronzemedaille zeigte sich Anna-Maria Wagner wieder hoch konzentriert. Sie dominierte den Kampf und die Chinesin Zhenzhao Ma erhielt zwei Bestrafungen. In der regulären Kampfzeit erzielte keine der beiden Kämpferinnen eine Wertung und es ging in die Verlängerung. Nach zwölf Sekunden setzte Ma in einem kurzen unkonzentrierten Moment von Anna-Maria Wagner einen Ko-soto-gake an und erzielte die entscheidende Waza-ari-Wertung. Für Anna-Maria Wagner blieb der undankbare fünfte Platz.

“Es ist total bitter und der Schmerz sitzt tief. Ich hab so einen starken Vormittag hingelegt, die Japanerin geschlagen und hab mich sehr, sehr stark gefühlt”, versucht sie unter Tränen, einen ersten Blick auf ihre Verfassung und den Wettkampftag zu werfen. “Im Halbfinale habe ich unglücklich verloren. Ich hatte mich auf einen harten Kampf eingestellt, ich war da.  Meine Taktik war eher, hinten rauszukommen. Dazu kam es leider nicht. ”

Es war keine große Pause bis zum Bronzekampf, aber die hat Anna-Maria Wagner gut genutzt. “Ich hab den Kampf schnell abgehakt, war klar im Kopf, voller Fokus auf Bronze und bin optimistisch in den Kampf gegangen. Ich hab die Chinesin dieses Jahr auch schon geschlagen und meiner Meinung nach hier einen guten Kampf gemacht. Die Chinesin ist verdammt schwer zu werfen, deshalb habe ich versucht, taktisch zu kämpfen. Und das ist mir auch gut gelungen. Und dann hat sie mich überrascht, weil ich mich nicht bewegt habe. Ich glaube, das war mein Fehler. Ich stand einfach kurz und sie hat mich erwischt. Da ist Judo einfach knallhart.”

Etwas gefasster legt sie nach: “Unsere Sportart ist wunderschön, es kann eine Sekunde für Dich und eine Sekunde gegen Dich sein. Ich habe diese eine Sekunde geschlafen und hatte sie gegen mich.”

Auch wenn sie jetzt erst mal lange keinen Judoanzug anziehen will, wird sie am Samstag auf jeden Fall komplett für das Team da sein. “Am Samstag werde ich das Team voll unterstützen. Wir sind ein starkes Team und ich werde mein Bestmögliches geben.”

 

Ergebnisse vom sechsten Wettkampftag:

Frauen bis 78 kg
1. Alice Bellandi, Italien
2. Inbar Lanir, Israel
3. Zhenzhao Ma, China
3. Patricia Sampaio, Portugal
5. Anna-Maria Wagner, Deutschland
5. Rika Takayama, Japan
7. Yelyzaveta Lytvynenko, Ukraine
7. Guusje Steenhuis, Niederlande

Männer bis 100 kg
1. Zelym Kotsoiev, Aserbaidschan
2. Ilia Sulamanidze, Georgien
3. Peter Paltchik, Israel
3. Muzaffarbek Turoboyev, Usbekistan
5. Daniel Eich, Schweiz
5. Nikoloz Sherazadishvili, Spanien
7. Michael Korrel, Niederlande
7. Aaron Wolf, Japan

Text Erik Gruhn/BA

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