Frohes Fest

Unser Präsident Gregor Weiß sendet allen Judoka, Kollegen und Freunden einen Gruß zum Jahresende.

Liebe Judoka,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freunde,

das alte Jahre geht zu Ende und hinter uns liegen (mal wieder) ereignisreiche Monate.
Natürlich wird zum Jahresende Bilanz gezogen.

Aber was finden wir vor, wenn wir zurückblicken? Nur Negatives und Katastrophen!?

Jugendliche und sogar Kinder verprügeln sich. Patienten werden in Arztpraxen abgewiesen. Die Bahn hat zu wenig Lokführer – die Züge verspäten sich oder fallen gar ganz aus. Kirchen und Pfarrer sind überfordert, sie versorgen manchmal sogar 13 Kirchengemeinden gleichzeitig. Winterdienste haben plötzlich keine Mitarbeiter mehr und Restaurants schließen aus den gleichen Gründen nun teils über Monate. Krankenhausbetten werden knapp, besonders für Säuglinge und Kleinkinder. Mieter befürchten, ihre Gas- und Stromrechnung nicht mehr bezahlen zu können. Senioren erleben, dass sie keine Hilfe erhalten, wenn Sie Pflege benötigen. Klimaaktivisten kleben auf der Straße oder sägen Weihnachtsbäume ab, da sie anders nicht mehr glauben, Gehör zu finden und die Welt am Abgrund sehen. Einzelne Parteien rufen dazu auf, Ausländer und unterstützungswürdige Personen nicht mehr im Land haben zu wollen und anstatt sportlich sich zu vergleichen, die Kräfte zu messen, fliegen wieder Bomben über die Köpfe von Kindern.

Langjährig erfolgreiche Menschen geben plötzlich keine Impulse mehr; ziehen sich teilweise sogar ganz zurück. In Situationen, in denen sie Gefühl und Herzenswärme zeigen könnten, wirken sie wie alter brauner verharschter Schnee. Menschen mit Herz, Kraft und Hoffnung, Vorbilder mit Herzblut, die sich reinhängen und alles geben, um eine Sache am Laufen zu halten, sind rar geworden.

Bei all dem könnte man die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen und resignieren. Könnte – man muss es aber nicht. Resignieren hilft nicht! Besser wird die Welt durch kleine Freuden, durch persönliche Begegnungen und Verbindungen. Besser wird die Welt durch die kleinen Taten.

„Die Fahrscheine bitte“, halte es durch das Abteil, als ich mich gerade aus Versehen einmal in die S-Bahn nach Berlin-Alexanderplatz verirrte. Neben mir sitzt eine alte Dame – ich möchte nicht unverschämt wirken, aber bestimmt schon über stolze 80 Jahre alt. Und während ich in meinem Handy nach dem Online-Ticket suchte, sitzt sie regungslos da. „Werte Frau, Ihren Fahrschein bitte!“ Die alte Dame schaut den Kontrolleur an. Sie lächelt freundlich dabei. „Ich habe keinen, junger Mann. Ich fahre gerade zu meinen beiden Enkelkindern nach Mitte. Schauen Sie, ich könnte Ihnen jetzt sagen, dass der Fahrscheinautomat viel zu kompliziert zu bedienen ist. Oder vorgeben, ich sei verwirrt. Wahrscheinlich würden Sie mir sogar glauben. Die Wahrheit ist aber, dass wir Ende November haben. Das Geld hat schlicht nicht ausgereicht für ein Ticket. Da ich die Kleinen aber unbedingt sehen wollte, bin ich das Risiko eingegangen.“
Der Kontrolleur ist sichtlich überrascht, ihm fehlen die Worte. Er blickt die Dame nur an. „Mir ging es in meinen langen Leben schon weitaus schlechter als heute“, führt die Dame fort, „aber gelogen habe ich niemals. Junger Mann, schreiben Sie mich ruhig auf, sie machen ja auch nur ihre Arbeit.“
Noch bevor ich überlegen kann, wie ich der Dame helfen könnte, holt der Kontrolleur tief Luft und dreht sich um. Er geht zum Ticketautomaten direkt vor der Tür und öffnet sein eigenes Portmonee. Nach ein paar Sekunden kommt er wieder zurück. „Ich habe Ihnen ein Ticket gekauft – es gilt für vier Fahrten. Damit können Sie Ihre Enkel diese Woche zweimal sehen.“ Die alte Dame ist jetzt sprachlos…

Auch im Namen des gesamten Vorstandes und aller Mitarbeiter möchte ich mich ganz herzlich für Eure kleinen und großen Taten im zurückliegenden Jahr bedanken – für die Taten, die uns als Judofamilie auch in schwierigen Zeiten so zusammenhalten lassen und uns ein Gefühl der Gemeinschaft und Geborgenheit geben. Ich wünsche Euch und Euren Lieben nun einen wunderschönen Heiligabend, besinnliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2023!

Mit sportlichen Grüßen

Gregor Weiß
Präsident