In Gedenken an Erich Zielke

Der erste Gewinner einer EM-Medaille für die DDR hat seinen letzten Kampf verloren. Erich Zielke verstarb am 18. Juni 2022. Heute findet die Trauerfeier statt.

In den fünfziger Jahren gehörte er zu den ersten Athleten, die in der DDR Judo trainierten. Schnell stellte sich heraus, welches Talent in ihm schlummert. 1959 gewann er die EM-Bronzemedaille in Wien. Sein Trainer Hubert Sturm, der ihn ab 1960 betreute, ist noch heute stolz auf ihn. „Er war mein erster erfolgreicher Sportler und gewann 1962 dann Silber zur Europameisterschaft.“

Erich Zielkes Weg zum Sport war kurios. Eigentlich hatte er nur mit Judo begonnen, um während seiner Armeezeit Ausgang zu erhalten. Dass dieser nichtige Grund über Jahre sein Leben bestimmen sollte, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Er wurde zur Armeespartakiade entdeckt und als hoffnungsvolles Talent zum Leistungssport nach Berlin gelockt. Erich Zielke gibt offen zu: „Mein damaliger Trainer Willy Lorbeer hat mir die Europameisterschaft in Wien in Aussicht gestellt – da konnte ich nicht ‚Nein‘ sagen.“

Erich Zielke war aber auch fleißig und ehrgeizig. Willy Lorbeer hatte ihm einst mit auf den Weg gegeben: „Mach was, dann wirst Du was!“ – Und er machte! Wien wurde für ihn 1959 ein großer Erfolg. Bronze, die erste Europameisterschaftsmedaille für die noch junge DDR im Judo – er stand gemeinsam mit Mathias Schießleder auf dem Bronzetreppchen. 1962 toppte er dieses Ergebnis noch einmal mit der Silbermedaille.

1965 beendete er seine sportliche Laufbahn und erinnerte sich wieder des Ratschlags seines Trainers. Voller Elan begann er ein Studium der Außenpolitik an den Diplomatenschulen in Potsdam und Moskau. Danach begann er seine Karriere im diplomatischen Dienst, es folgten 16 Jahre im Ausland. Er war vor allem im Balkan und in Indochina in verschiedenen Funktionen tätig. Höhepunkt seiner außenpolitischen Tätigkeit waren die letzten Jahre bis 1991, als er als Generalkonsul in Vietnam tätig war und in Saigon lebte.

Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten fing ein weiterer bedeutsamer Lebensabschnitt an. Wieder zu Hause in Strausberg baute sich Erich Zielke eine neue Existenz auf. Mit Computer- und Kopiertechnik aus der Zeit in Indochina bestens vertraut, eröffnete er ein eigenes Geschäft. Das betrieb er bis zu seinem Ruhestand. In den letzten Jahren genoss er die Zeit mit seiner Familie, aber auch mit Sport und Kultur.

Der Brandenburgische Judo-Verband gedenkt Erich Zielke mit großer Achtung und wird ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Familie.