Kein Podest ohne Lotti

Frankfurterin Charlotte Nettesheim gewinnt Silber bei European Cup in Berlin, Julius Kitagawa aus Potsdam wird Siebter.

690 Judoka aus 34 Nationen trafen sich am vergangenen Wochenende zum Kräftemessen in der Hauptstadt. 

Wieder dabei war unter anderem Charlotte Nettesheim vom JC 90 Frankfurt (Oder).  Im Extra-Leichtgewicht bis 48 kg traf sie im ersten Kampf auf die Italienerin Alice Revelli. 10 Sekunden reichten, um ihre Gegnerin mit Harai-makikomi auf die Bretter zu schicken. In Runde 2 stand sie Cosima Hoeps gegenüber. Auch diesen Kampf entschied sie vorzeitig für sich. Im Poolfinale traf sie auf Mathilda Wamhof, mit deren defensiven Kampfhaltung unsere Athletin in den letzten drei Begegnungen nicht zurechtkam. Ihr Trainerteam mit Michael Rex und Susi Garling schlugen zwei taktische Marschrouten vor, zwischen denen sie wählen sollte. Und der Plan ging auf. Nach zwei Bestrafungen musste ihre Gegnerin in die Offensive gehen und Lotti kam zum Zug. „Großartig, wie Charlotte die Linie gehalten hat“, resümiert Michael Rex. „Der Kampf war nicht schön, aber das muss es auch nicht immer sein“, fügt Susi Garling hinzu.

Im Halbfinale sollte es eigentlich zu der Wiederholung des Finals von Bad Blankenburg kommen. Beim Thüringenpokal besiegte Charlotte Nettesheim die Niederländerin Indy Pannegitter souverän und so standen Trainerin und Sportlerin dann doch verdutzt bei der Judogikontrolle, als die Niederländerin nicht anzutreffen war. Verletzungsbedingt war das Turnier für sie beendet und unsere Brandenburger Athletin somit in ihrem ersten European Cup-Finale.

In diesem kam sie gegen die Französin Lalla-Dounia Lahrifi zunächst nicht gut in den Kampf. Taktisch clever arbeitete die Französin und hielt die Frankfurterin auf Distanz. Im Verlauf des Kampfes setzte Charlotte Nettesheim aber gute Akzente, die jedoch nicht zwingend genug waren. Auch brachte sie ihre im Boden gefürchtete Sankaku nicht durch, sodass das Nachsehen hatte. Sie gewinnt nach Bronze in Porec und Teplice und Gold in Bad Blankenburg nun die Silbermedaille.

„In den kommenden Wochen gilt es, auch gegen diese Gegnerin ein Mittel zu finden, um den ganz großen Wurf landen zu können. Vielleicht bei der Europameisterschaft in Sofia“, sagt Trainerin Susi Garling über die kommenden Aufgaben mit ihrem Schützling.

„Es könnte ewig so weiter gehen“, scherzt Susi Garling. „Gleichzeitig freue ich mich, nach dem Trainingslager in Berlin nun in Ruhe mit Lotti und der Trainingsgruppe trainieren zu können.“

Die Teilnahme an den Europameisterschaften war das große Ziel für dieses Jahr sowohl für Malin Neumann als auch für Charlotte Nettesheim. „Sie waren EM-Ersatz, NK2-Kader und nun Endjahrgang. Da war dieses Ziel folgerichtig.“ Für Malin Neumann, die nach ihrer schweren Schulterverletzung auf ihren OP-Termin wartet, ist es sehr traurig. „Sie ist unglaublich fleißig und zielstrebig und hätte es auch sehr verdient.“ 

Julius Kitagawa vom UJKC Potsdam kämpfte in der 50-Kilo-Klasse. Er musste nach einer Auftaktniederlage um das Weiterkommen bangen. Aber sein Gegener Yehonatan Ohrenstein aus Israel wurde Poolsieger und nahm damit unseren Athleten mit in die Trostrunde. Dort kämpfte er souverän, gewann mit Ippon bzw. brachte frühe Waza-ari-Wertungen über die Zeit.

Erst der Israeli Eyal Martziano, der später Bronze gewann, stoppte ihn und gewann taktisch durch Bestrafungen für unseren Athleten. Er wurde damit Siebter des Turniers in einem Teilnehmerfeld von 49 Sportlern.